Stahl der Türme

Aller Anfang ist schwer. Welch blöder Spruch, dachte sich Emm, als er vor dem leeren, virtuellen Blatt saß, auf dem sich die Geschichte, im Kopf schon fertig, in mehreren Varianten gar, entwickeln sollte. Er kam sich vor wie Siggi Jepsen aus der Deutschstunde von Siegfried Lenz, naja, nicht ganz, er war erstens nicht schwer erziehbar, zweitens nicht (mehr) jugendlich und drittens frei in der Bestimmung seines Aufenthaltsortes; aber irgendwie oder auch nicht, immerhin schrieb er aus freien Stücken, oder wollte zumindest, aber die ganzen Ablenkungen, wie das Fernsehen, welches nebenher lief, ständig mit Bild, aber ohne Ton, also ohne meistens ohne Ton, aber immer mit Bild, also wenn es lief zumindest. Und woher kamen immer diese Artikel aus der Wikipedia oder den News immer her, er wollte sich nicht ablenken lassen, aber irgendwie waren subatomare Teilchen schon eine spannede Sache...

Seine Geschichte sollte doch auch spannend werden, nicht nur für "Wissende", sondern für alle, aber wie fängt man an, wie findet man den richtigen Einstieg in die "Story", zumal bei derartig vielen Ablenkungen? Ein abgeschotteter Raum, aus dem es kein Entkommen gibt, war keine angemessene Lösung, wenngleich sinnvoll und zielführend, nicht angemessen; das TV abschalten wäre ein sinnvoller erster Schritt, die Internetverbindung kappen wäre ein zweiter...
Oder vielleicht doch lieber Papier und Bleistift und eine ruhige Ecke?

Gedanken ordnen, gutes weiterentwickeln, schlechtes rauswerfen, aber was ist gut, was schlecht und überhaupt, diese vielen Gedanken, als da wären Atomkraftwerke, weltweite Industrieimperien, repressive Staaten und Regierungen, Fremdenfeindlichkeit, Überwachung, ...

Wo kommt dieser Artikel über Dunkle Materie her?
Verwirrend das Ganze!
Sehr verwirrend.

... eine Untergrundgruppe, militant oder auch nicht, mit Frauen oder auch nicht, mit Liebsgeschichte oder eher nicht, mehrere Handlungsstränge und wie bekommt man diese zusammen und was ist mit dem Helden und gibt es überhaupt nur einen Helden oder gar eine Heldin oder auch nicht, Fragen über Fragen. Und wie wird's geschrieben, in eher einfachem Deutsch oder eher hochgestochen, mit altertümlich anmutenden Redewendungen oder ohne, blumig ausschweifend oder kurz und prägnant...

Ein Artikel über die Propaganda im sogen. Dritten Reich taucht auf.

... wirr oder geordnet, vielleicht sogar Dada,...

Der Artikel über Dadaismus ist schon interessant, aber wieder eine Ablenkung.

... es ist nicht einfach. Und einen Anfang hatte er noch immer nicht.

OK!

Der Held, ein Held, ist gefunden - es ist er selbst, natürlich nicht ganz er selbst, ein wenig "besser", auf jeden Fall ein wenig anders.

Eisig pfiff der Wind um die Ecke, an der Michael und Christian im Eingangsbereich des Feinkostgeschäftes Schutz vor Kälte, Nässe und eben diesem fürchterlichen Wind suchten.

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